Fusion macht Dörfer froh


Kleingurmels, Guschelmuth, Gurmels, Liebistorf und Wallenbuch gehen zusammen.


Gurmels im Kanton Freiburg  
 
GURMELS FR. Weg mit dem überbordenden Föderalismus! Dies forderte der Stadtpräsident Elmar Ledergerber (59) im BLICK. Immer mehr Gemeinden gehen mit dem guten Beispiel voran: Sie fusionieren.

GURMELS, eine kleine Ortschaft im Freiburgerland, zwischen der Saane und dem Murtensee. Ihr schloss sich vor vier Jahren Kleingurmels an. Anfangs Januar kamen dann auch noch Guschelmuth, Liebistorf,und Wallenbuch dazu.(Wallenbuch, eine Freiburger Enclave-Ex-Gemeinde im Kanton Bern).
Man stelle sich vor: Wallenbuch zählt bloss 130 Einwohner. Kleingurmels gar nur 50. Sie, -aber auch die anderen Gemeinden hatten Mühe, Leute für die verschiedenen Gemeindeämter zu finden. Und jede Gemeinde musste eigene Bau-, Schul-, Wasser-, Kehricht-, und Feuerwehrreglemente ausarbeiten und anwenden.

"Wir konnten jetzt alles vereinheitlichen und vereinfachen", freut sich Gemeindepräsident Alfons Blanc. Die fusionierten Gemeinden kommen jetzt immerhin auf zusammen 2750 Einwohner. Sie können ihre Aufgaben effizienter lösen als früher. "Die Erfahrungen sind sehr positiv" sagt Blanc.

Ihm pflichtet Yvonne Stempfel (45) bei. Vor der Fusion war sie Gemeindepräsidentin von Guschelmuth, eine 300-Seelen-Gemeinde, die 1978 aus Gross-Guschelmuth und Klein-Guschelmuth entstanden ist. "Das Büro der Gemeindeverwaltung war vor der Fusion mit Gurmels gerade mal zwei Stunden pro Woche offen". erzählt Stempfel. "Die Gemeindeverwaltung von Gurmels ist vollamtlich und bedient die Einwohner von Montag bis Freitag. Das ist doch viel besser".
Zudem stehe den Einwohner von Guschelmuth jetzt auch ein SBB-Generalabo zur Verfügung. Das konnte sich die Gemeinde vorher nicht leisten. Dass der Weg zur Gemeindeverwaltung länger geworden ist, spiele keine grosse Rolle. "Wir fahren zum Einkaufen ohnehin nach Gurmels." so Stempfel.

Der Kanton Freiburg fördert die Gemeindefusionen mit einem finanziellen Zustupf. Gab es 1995 noch 250 Gemeinden, sind es heute noch 182. Gérald Mutrux, der von Amtes wegen die Gemeindefusionen begleitet, versichert: "Mir ist keine einzige Gemeinde bekannt, welche die Fusion bereut."

Der Schrumpfprozess geht weiter. Nicht nur im Kanton Freiburg. Der Kanton Bern zum Beispiel will die Zahl der Gemeinden (halbieren) dreivierteln. Heute die Gemeinden morgen die Kantone? Gérald Mutrux meint: "Kantonsfusionen sind nicht ausgeschlossen. Voraussetzung ist aber, dass sich die Leute mentalitätsmässig nahe sind. Zwischen Kantonen sind die Unterschiede sicher grösser als zwischen Gemeinden."

Je zufriedener die Leute in fusionierten Gemeinden sind, desto mehr wird das auch den Kantonen zu denken geben. Eine Befürchtung hat sich bei den Gemeindefusionen jedenfalls nicht bewahrheitet, - dass die Leute ihre Identität verlieren würden. Yvonne Stempfel: "Wir haben nun die Vorteile einer grösseren Gemeinde, fühlen uns aber immer noch als Guschelmuther."


Quellenangabe: Artikel im BLICK vom 2. Februar 2004
Silvio Bertolami


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