Die Stadt Bern um 1860 umgeben von einem Meer von Land


An der Schwelle zur Moderne hatte Bern 1860 zwar einen Bahnhof und das Bundeshaus West, war aber sonst immer noch von Land umzingelt. Das Kirchenfeld und der
Spitalacker waren noch unbebaute Felder und Weiden. (BZ 2017 /Bild Nationalbibliothek)


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Als es nur einpaar Stadtinseln gab in einem Meer von Land

KURZGESCHICHTE WIE DIE BERNER STÄDTE WUCHSEN



Noch vor 150 Jahren gab es im Kanton Bern lauter schwach besiedelte Landgebiete und nur
wenige Kleinstädte. Erst die Eisenbahn und später die Autobahnen haben die Landkarte neu
gezeichnet. Das Land ist seither von wachsenden Powerräumen Bern, Biel und Thun abhängig.

Vor 250 Jahren lebten im Kanton Bern 224'343 Personen, also 1/5 der heutigen Einwohnerzahl.
In der Stadt Bern zählte man damals gerademal 13'581 Einwohner. Diese alten Zahlen entstammen
der ersten einigermassen seriösen Volkszählung von 1764. Im Auftrag der damaligen patrizischen 
Stadtstaatsrepublik registrierten damals die Pfarrer die Mitglieder ihrer Kirchgemeinden. Die 
Volkszählung ergab das Bild eines zutiefst ländlichen Kanton Bern. Zu dieser Zeit lebte die 
grosse Mehrheit der Bevölkerung auf dem Lande. Die Stadt Bern wurde begrenzt durch die 
umschlaufende Aare. Und im Westen wurde die Stadt durch eine Schutzmauer und Eingangstors 
des Christoffelturms abgegrenzt. Darauf folgte gleich der ländliche Raum wo Kühe grasten 
und Bauern ihre Ernten einfuhren. Auf den wenigen Landwegen in dieser Zeit, verkehrten 
in der Regel bloss wenige landwirtschliche Fuhrwerke durch die Landschaft. Unterwegs war man 
ohnehin kaum zu dieser Zeit, die Bevölkerung lebte und arbeitete sesshaft in den vielen 
Dörfern und Gehöften verstreut auf dem Land.


Als die Schweiz ein Wald war

Als die Stadt Bern kurz vor 1200 von Herzog Berchtold von Zähringen gegründet wird, zählt die mittelalterliche Schweiz gemäss Schätzungen etwas mehr als eine halbe Million Einwohner. Aber unglaubliche viele Millionen Bäume. Grosse Teile des Landes waren dicht bewaldet, beschreiben Historiker oft in ihren Chroniken. Wälder, Sümpfe und unverbaute Flüsse, die bei Hochwasser ihr Flussbeet verlassen, machten das Land zeitweise unwegsam und schwierig zum landwirtschaftlichen Anbau. Im 13.Jahrhundert kam es zu deutlichem Bevölkerungwachstum. So wurden Platz für Siedlungen geschaffen durch Waldrodungen und trockenlegen von Sümpfen. In diese Zeit kam es auch zu der Stadtgründung Berns und der benachbarten Städte wie Burgdorf, Freiburg und Murten, die jeweils in Tagesreiseabstand von rund 30km auseinanderlagen. Die Städte waren lange Zeit unbedeutend mit ein paar Gassen und Häuserreihen aus Holz, was immer wieder zu Bränden geführt hatte. Auch die Atmosphäre war eher ländlich geprägt, wo Schweine und Hühner in den Hinterhöfen herumstreiften und wühlten. Mit der Zeit erlangten die Städte langsam an Wichtigkeit, was ihnen erlaubte Einfluss über die Landgebiete auszuüben. Fürsten, und im Fall von Bern, der Deutsche Kaiser verliehen den Städten zahlreiche Privilegien wie das erheben von Zöllen, und prägen von Geldmünzen, sowie Gerichte zur Rechtsprechung abhalten. Die Stadtbürger erhielten gewisse Rechte aber auch Pflichten.

Stadtluft macht Frei

Für Leibeigene die damals auf dem Lande fast ohne Rechte lebten, war es sehr vorteilhaft wenn sie es schafften in der Stadt sesshaft zu werden. Stadtluft macht Frei, war damals ein bekannter Ausspruch. Lange waren auch Stadteinwanderer gerne willkommen, sowie Handwerker, Metzger und Wachsoldaten etc.. Aber schon bald wurde die Einwanderung eingeschränkt. In der Stadt Bern besonders, kam es zur Bildung einer noblen Gesellschaft, die sich von der mittelklassigen Bevölkerung abgrenzte. Patrizierfamilien teilten sich somit die Herrschaft. Bis ins 16.Jahrhundert war der darausentstanden Stadtstaat Bern zum einer beachtlichen aristokratischen Grossmacht geworden. Von der Waadt bis ins Argauische war Bern unterstellt. Um grössere Unruhen zuvermeiden, wurde der damals unbequemen Landbevölkerung im Emmental eine gewisse Teilautonomie zugestanden. Die damalige Staatsform Berns war eine Feutalherrschaft wo ein grosser Teil der Bevölkerung keine bis kaum Rechte besass. Man sprach auch oft von den Gnädigen Herren von Bern. Zwischen 1500 und 1800 kam es wegen schlechten Witterungsphasen und darauffolgenden Missernten. Durch Hungersnöten und Krankheiten wie die Pest, fielen viele zum Opfer. Lange hatten sich die grössten Städte im damaligen Gebiet der Schweiz so kaum vergrössern können. Kaum eine Stadt zählte mehr als 2000 Einwohner.

Gleiche Rechte für alle Bürger

Mit den Umwälzungen in ganz Europa durch die Französische Revolution von 1798-1802, kam es auch auf dem Gebiet der Schweiz und Bern zum grundlegendem Wandel. Der Schweiz wurde ein Staatssystem verordnet, in dem alle Bürger gleich sein sollen. Nach ein paar Jahren des Ausprobierens kam es 1815 definitiv zu einer neuen Staatsverfassung und Gebietsaufteilung der Schweiz mit grosszügigen Autonomierechten der damaligen 22 Kantonen. Der Kanton Bern verlor einen Grossteil der früheren Herrschaftsgebiete, man erhielt als kleine Entschädigung ein Teilstück des Juras, was aber bis heute immer wieder zu Konflikten bis in die heutige Zeit geführt hatte. Die Kleinstadt Moutier wechselt demnächst zum Kanton Jura über. (Abstimmung von Juni 2017). Um 1830 wurden im Kanton Bern und auch vielerorts in der Schweiz die Befestigungsanlagen zum Schutz der Städte aufgehoben und abgebaut. So konnte später auch der Bahnhof Bern gebaut werden. Noch einige Zeit waren die verschiedenen Regionen im Kanton konkurrentsfähig, erst 7 Gemeinden zählen mehr als 5000 Einwohner. Dazu gehören die 4 Grossen, Bern, Köniz, Biel und Thun. Dazu kommen noch die Emmentaler Gemeinden Langnau und Sumiswald, dazu kommt noch Schwarzenburg, das Schwarzenburgerland war das damalige Armenhaus im Kanton Bern. Im Gegensatz war das Emmental mit Langnau und Sumiswald schon lange die am dichtesten besiedelte Region im Kanton Bern. 1850 wohnten noch 68% Prozent der Schweizer Bevölkerung in Dörfern unter 2000 Einwohnern. Und nur 6,7 Prozent lebten in grösseren Städten mit 10'000 Einwohnern.

Die Bahn trennt Stadt und Land

Ab 1860 brach das Eisenbahnzeitalter an. Erste Eisenbahnlinien erreichten auch das Bernbiet. Die Landkarte musste neu gezeichnet werden. Das Verhältnis zwischen Stadt und Land wurde so auf den Knopf gestellt. Städte werden zu Knotenpunkte mit wirtschaftlichen Zentren. Im Gegensatz das ländliche Gebiet immer mehr abgehängt wurde. Es wurde wirtschaftlich von grosser Wichtigkeit, das eine Ortschaft ans Eisenbahnnetz angebunden war. Das vorher eher unbedeutende Lyss wurde durch die Eisenbahn zu einem wirtschaftlichen Knotenpunkt. Aarberg blieb im Gegensatz ein friedlichen Städtchen auf dem Lande.

Aufbruch in die Modere

Die Städte waren durch die aufkommende industrielle Entwicklung, die wahren Gewinner. Einer Entwicklung die Dank der Eisenbahn nicht zuletzt angetrieben wurde. Ab 1880 kam es zu einem wahren Bevölkerungsboom der grösseren Städte, Bern hatte sich zudem mit Bümpliz vereint, womit die Bevölkerungzahl 1918 sich auf 100'000 vergrösserte. Gleichzeitig gab es aber auch viele Auswanderungswillige die in der Schweiz und im übrigen Europa, keine Zukunft mehr sahen und ihr Glück vorwiegend in Amerika versuchten. Währenddessen die Stadt Bern zu einer Industrie- und Verwaltungsstadt heranwuchs, wo Zuzüger vom Lande ganz neue Entfaltungs- und Arbeitsmöglichkeiten vorfanden in einer modernen neuen Umgebung, beleuchtet von neuenartigen magischen wirkenden, elektischen Licht. In den Aussenquartieren war aber auch oft noch bittere Armut anzutreffen und Mangel an öffentlicher Hygiene. Die soziale Veranwortung war damals ja, auch weltweit, und nicht nur in der Schweiz, noch nicht wirklich vorhanden.

Bern in der Neuzeit angekommen

Ab 1950 enstehen in der Schweiz Autobahnen und sonstige Verbindungsstrassen was zu einer Verstädterung des ländlichen Raumes geführt hat. Städte und Vororte verbinden sich zu Agglomerationen. 40% der Einwohner im Kanton Bern lebten schon bald mal in den 3 Haupt- wirtschaftszentren Bern, Biel und Thun. Der Wirtschaftsraum Stadt Bern und Umgebung erwirtschaftet ausserdem 45% des BIP/Bruttosozialprodukt des gesamten Kanton Bern. Durch den Finanzausgleich Stadt-Land wird zudem Sorge getragen das ländliche Regionen einen gewissen Wohlstand wahren können. Behaupten konnten sich die ländlichen Gebiete einzig in der Politik bis anhin. Mit dem immer dichteren Verkehrsnetz, wurde es immer mehr Einwohnern möglich auf dem Land zu Leben und den Arbeitsplatz im wirtschaftlichen Raum zu behalten. Seit 2005 hattte sich der sogenannte Pendlerstrom aus dem Emmentalischen zum Beispiel, in die Region Bern um 20% erhöht. Quellenangabe : BZ Berner Zeitung - Juli 2017 (Nach Textvorgaben von Stefan Von Bergen)

Berns mächtige Zeit



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